Person über Bord (POB)

Die beste Maßnahme ist in jedem Fall: Nicht ins Wasser fallen! Daher sollte jeder bei stärkerem Seegang gewissenhaft darauf achten, mit den Lifebelts eingepickt zu sein. Das Vorschiff ist immer am sichersten über die Luvseite des Schiffes zu erreichen. Außerdem müssen zu jeder Zeit an Deck, auch bei glatter See, die Automatikrettungswesten getragen werden.

Wenn Personen über Bord gegangen sind, ist blitzschnelles Handeln von größter Bedeutung. Wenn der Überbordgegangene einmal außer Sicht geraten ist, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit sehr schnell.

Wenn das Überbordgehen eines Besatzungsmitgliedes beobachtet wird, sind die Punkte in Sektion I, bestenfalls gleichzeitig durch mehrere Personen, aber immer so schnell wie möglich durchzuführen. Die wichtigsten Personen sind diejenigen, die den Unfall sehen, weil sie sich an Deck befinden, also Rudergänger und Ausguck.

I:

  • Falls die Maschine läuft - auskuppeln
  • Laut rufen „Person über Bord an Steuerbord/Backbord“
  • Rettungsringe/POP-Markierungsboje werfen, wenn möglich weiteres auch noch mehr schwimmbares Material ins Meer werfen
  • Generalalarm und Verhalten gemäß der Sicherheitsrolle
  • POP-Taste im Cockpitt drücken - markiert Position des Schiffes
  • Richtung, in der sich die Person befindet, per Handzeichen anzeigen

II:

  • In den Wind schießen
  • Schoten dicht holen (ggf. Bullen vorher lösen)
  • Ggf. Vorsegel bergen
  • Hart-Ruderlage, mit dichtgeholten Schoten Kreise fahren („Esprit-Kringel“), um dicht bei dem Überbordgegangenen zu bleiben

III:*

  • Wenn genügend erfahrene Personen an Deck sind, Bergungsmanöver besprechen und Vorbereitung für das An-Bord-Nehmen treffen
  • Immer sofort Maschine an
  • Abfallen, der Unfallstelle von Lee aus nähern, Aufschießer fahren

IV:

  • Wenn die Person versorgt wurde:
  • Info an Schiffsbeauftragten oder anderes Mitglied des Schiffsrates, anrufen
  • Logbucheintrag und Unfallbericht schreiben

Wenn der im Wasser liegende Mensch noch bei Kräften ist, kann ihm eine schwimmende Leine zugeworfen werden. Damit kann er kontrolliert in die unmittelbare Nähe des Schiffes gebracht werden. Der Heckeinstieg ist bei der Esprit bewusst niedrig gebaut wurden, damit dort Personen geborgen werden können. Allerdings kann das Heck bei kurzen Wellen stark auf die Wasseroberfläche schlagen und die Person im Wasser gefährden.

Es gibt mehrere denkbare Wege die Bordwand zu überwinden:

  • Über den Heckeinstieg, wenn die Schiffsbewegung nicht zu heftig ist. Eine Person inkl. Sicherungsleine dort bereit halten.
  • Das Schiff krängen und mit dichten Schoten und Maschine rückwärts. Den unteren Relingsdurchzug öffnen oder durchschneiden und mit mehreren Helfern die POB an Deck „ziehen“. Dafür müssen auf jeder Seite zwei gesicherte Personen beim Großwant an Deck bereit liegen.
  • Die Leiter aus dem Kabelgatt an die Bordwand hängen und festlaschen, wenn die Person noch Kraft genug hat, die Leiter zu erklimmen, nur bei ruhiger See möglich, dann aber besser Heckeinstieg nutzen.
  • Die Person mit einem Reservefall oder den Jolltauen an Bord hieven, wenn das Einpicken gelingt. Möglicherweise kann ein Retter am Fall zur Person abgelassen werden um diese einzupicken. (Es wird ein Life Belt benötigt um das Fall zu verlängern, einen zum Einpicken der POB, ein weiteren zum Einpicken des Retters und evtl. einen um die waagerechte Lage des Überbordgegangen zu gewährleisten.)
  • Mit Hilfe des Bergnetz/Lecksegels, welches an den Relingsfüssen befestigt wurde, die Person aus dem Wasser „fischen“ und an Deck rollen.
  • Evtl. eine Rettungsinsel auslösen und diese als „Stufe“ zur Überwindung der Bordwand benutzen.

Abhängig von der konkreten Situation bzw. der Schiffsbewegung muss der Schiffsführer sich für die günstigste Variante entscheiden. Ist die Person stark unterkühlt, sollte sie unbedingt waagerecht an Bord gebracht wird, um eine Schädigung des Herzens zu vermeiden.

Seit 2013 haben wir ein Bergenetz. Es wurde bereits getest und hat gut funktioniert, allerdings muss die Crew die Handhabung üben, um im Ernstfall schnell agieren zu können